Sufizentrum Braunschweig
  John G. Bennett
 



John G. Bennett



John Godolphin Bennetts (1897-1974) »Suche nach der Wahrheit« begann durch ein intensives Nahtoderlebnis im Ersten Weltkrieg. 1919 wurde Bennett nach Istanbul geschickt, wo er für den britischen Geheimdienst arbeitete. Dort kam er in Kontakt mit türkischen Derwischen des Mevlevi-Ordens. 1920 lernte er den russischen Journalisten P.D. Ouspensky kennen, über den er in Kontakt mit dem geheimnisvollen Bewusstseinslehrer G.I. Gurdjieff kam, der sich gerade in Istanbul aufhielt. Diese Begegnung beeindruckte Bennett so nachhaltig, dass er Gurdjieff 1923 in dessen »Institut für die Harmonische Entwicklung des Menschen« in Fontainebleau, nahe Paris, aufsuchte. Aus beruflichen Gründen musste Bennett jedoch schon bald wieder nach England zurückkehren.

Dort schloss er sich später für einige Jahre P.D. Ouspensky an, der, selbst ein Schüler Gurdjieffs aus dessen Zeit in Russland, sich in England niedergelassen hatte und Gurdjieffs Ideen nach seiner eigenen Interpretation lehrte. Aufgrund der Wirren des Zweiten Weltkrieges und Ouspenskys schließlicher Ablehnung Gurdjieffs verlor Bennett den persönlichen Kontakt zu diesem. Nach Ouspenskys Tod 1947 kehrte er jedoch wieder zu Gurdjieff nach Paris zurück, wo er rund zwei Jahre in dessen Gruppen mitarbeitete.

Nach Gurdjieffs Tod im Jahre 1949 bildete Bennett eine eigene Gruppe in Coombe Springs bei London. Gurdjieff hatte Bennett inspiriert, nach dem inneren Muster der Spiritualität und darüber hinaus nach den Quellen des wirklichen Wissens zu suchen. Deshalb forschte er nach der Herkunft von Gurdjieffs Lehren, unternahm Reisen in den Orient auf der Suche nach dessen Lehrern und lernte einige östliche Meister kennen, die ihm bei seiner Suche halfen. Diese Reisen beschreibt er ausführlich in Journeys to Islamic Countries.

John Bennett begegnete  viele weitere faszinierende Weisheitslehrer. Um nur einige der bekannteren zu erwähnen: Hasan Shushud, ein türkischer Sufi in der Tradition der »Meister der Weisheit«; Suleiman Dede, ein Mevlevi-Scheich in Konya; Muhammad Subuh Sumohadiwidjojo, Maharishi Mahesh Yogi, der Begründer der Transzendentalen Meditation; Shivapuri Baba, ein indischer Rishi, der 136 Jahre alt wurde; Idries Shah, der einen westlichen Sufismus propagierte, Großsheikh Abdullah Daghistani, Sheikh Nazim Al-Haqqani und Muhammad Subuh Sumohadiwidjojo, der indonesische Begründer des SUBUD.

Bennett und Muhammad Subuh Bapak


SUBUD ist die Abkürzung der Wörter Susila - Budhi - Dharma. Subud ist weder eine neue Religion noch eine Sekte. Es ist auch keine Lehre, sondern ein Symbol für die Möglichkeit des Menschen, den richtigen Weg im Leben zu gehen. Susila bedeutet die Fähigkeit, als wahrer Mensch nach dem Willen Gottes zu leben. Budhi heißt, daß in allem, was Gott geschaffen hat, in jedem Geschöpf und also auch im Menschen, eine göttliche Kraft lebt, die in ihm und außerhalb von ihm wirkt. Dharma bedeutet, daß alle Geschöpfe die Möglichkeit haben, sich vollkommen dem Willen Gottes zu unterwerfen.

Nähe John Bennetts späterem Institut in Sherborne lag der Versammlungsort einer Sufigruppe namens Beshara, welche auf den spanischen Mystiker Ibn 'Arabi zurückgeht. Aus dieser Gruppe ging übrigens auch Reshad Feild hervor, diese Gruppe wurde damals von Bülent Rauf geleitet, welcher einen guten Kontakt zu J.G. Bennett hatte und diesen regelmässig zu Vorträgen, Vertiefungen und gemeinsamem Praktizieren einlud, und vice versa.

In dieser Zeit studierte John Bennett intensiv Sufismus, und hatte Kontakt zu einer der bekannten Quellen, zu welcher Gurdjieff selbst auch Kontakt hatte, einem der grössten Großscheikhs: Sheikh Abdullah Daghistani.


 

Sheikh Nazim und Sheikh Abdullah Daghistani in Damaskus 

Bennett berichtet in seinem Buch SUBUD über die Begegnung mit Sheikh Abdullah Daghistani 1956 in Damaskus*:

"Ich muss gestehen, dass Emin Beys Argumente mich nicht überzeugten, und als ich nach England zurückge­kehrt war, sagte ich sehr wenig über diesen Telil meiner Reise. Zwei Jahre später jedoch erhielt ich wieder ein Zeichen, diesmal, dass ich nach Persien gehen solle, und wieder traf ich mehrere bemerkenswerte Männer, unter anderem einen Scheich Abdullah Dagistani, den ich unter seltsamen Umstanden fand.

Die ganze Geschichte ist wert erzählt zu werden, denn sie ist mit vielen späteren Ereignissen verknüpft, die mit Subud in Zusammenhang stehen. Auf meiner Reise nach Persien über Damaskus und Bagdad bekam ich eine Botschaft durch einen mir völlig Fremden, den ich in Nikosia auf Zypern traf. Er sagte mir, dass ich in Damaskus einen gewissen Scheich Abdullah Dagestani besuchen solle. Es wurde mir keine Adresse angegeben, aber gesagt, dass ich nach einem Barbier fragen solle, den man Ali den Türken nenne, und dessen Laden ge­genüber dem Grab des Scheich Muhyiddin ibn Arabi liege. Ich beschloss, nicht dorthin zu gehen, da mein Fahrplan keinen Aufenthalt in
Damaskus erlaubte. In­dessen, der Transport über die Wüste wurde verschoben, und ich hatte unvermutet einen freien Abend in Da­maskus. Ich ging hinauf in den kurdischen Stadtteil, den ich ziemlich gut kenne, und fand auch Alis Laden, musste aber hören, dass er krank ins Hospital gebracht worden sei, und niemand wusste, wo ich ihn finden könne. Niemand, den ich fragte, hatte je etwas von Scheich Abdullah gehört. Das überraschte mich nicht, denn in jenem Viertel ist man gegen Fremde nicht sehr entgegenkommend.

Bevor ich in die Stadtmitte zurückkehrte, ging ich durch die Moschee in die Krypta hinunter, wo die Pilger das Grab des Heiligen besuchen. Ich fühlte mich gedrängt, vor dem Grabe zu beten, und wieder fühlte ich die Gegenwart einer lebendigen Kraft, die ich auch bei früheren Besuchen empfunden hatte.

Als ich aus der Moschee heraustrat, lief ich einem alten Hajji in die Arme, der bei einem früheren Besuch mein Führer gewesen war, als ich nach Arbaein hinauf­stieg, einem Pilgerort für Moslems. Der Legende nach soll hier Kain den Abel erschlagen haben. Es wird er­zählt, dass die Felsen gerade auf ihn stürzen wollten, um den Brudermord zu rächen, als der Erzengel Gabriel erschien, sie aufzuhalten, denn es war der Wille Gottes, daB Kain leben und Kinder zeugen solle. Und jetzt stand der gleiche Führer da, als erwarte er mich, und fragte, wohin ich gehen wolle. Als ich es ihm sagte, stellte sich her aus, dass er den Scheich sehr gut kannte und mich zu seinem Hause bringen könne. Sonnenun­tergang war nahe - so würde er wohl in einer winzigen Moschee sein, die neben seinem Hause für sein stilles Gebet gebaut worden soll Als wir dort ankamen, er­wartete mich der Scheich jedoch auf dem Dache seines Hauses. Ich war erleichtert zu finden, dass er ein ausge­zeichnetes Türkisch sprach, und nach der gebräuch­lichen Begrüßung fing er an, mit mir über mich selbst zu sprechen.

Scheich Abdullah ist ein echter Heiliger, zu dem man sofort volles Vertrauen fasst. Bei ihm gab es keine langen Erörterungen oder Zitate aus den Schriften. Er sagte einfach zu mir: "Ich habe Sie erwartet. Gestern Abend erschien mir ein Engel und sagte mir, ich solle einem Fremden, der zu meinem Hause kommen würde, drei Botschaften ausrichten."

Die ersten zwei Botschaften waren klare und unmiss­verständliche Antworten auf sehr wichtige Fragen, die mich in Bezug auf meine Arbeit in England beun­ruhigten, und von denen der Scheich unmöglich durch irgendwelche gewöhnliche Mittel wissen konnte. Das überzeugte mich, dass er Kräfte von einer Art haben müsse, wie ich sie schon bei Gurdjieff und ein oder zwei anderen gesehen hatte, und ich nahm mir vor, alles, was er sagen würde, sehr ernst zu nehmen.

Es war Abend, und wir saßen auf dem flachen Dach seines Hauses auf der Höhe und überblickten die alte Stadt. Der Scheich ist ein Mann von über siebzig  Jahren, ganz in weiß gekleidet, mit einem Turban und langem weißen Bart, aber mit jugendlichen Gesichtszügen und sicheren, humorvollen Augen. Es konnte für die Mit­teilung einer feierlichen Botschaft kaum einen geeig­neteren Rahmen geben, und gerade, als die Sonne unterging, begann er zu mir zu sprechen von den Be­kundungen der Macht Gottes in der Welt. Das letzte Zeitalter war von satanischen Einflüssen beherrscht, aber die Zeit sei gekommen, da alles sich wandeln müsse. Er sprach von dem Manne, der bald erscheinen würde, und durch den die Macht sich kundtun würde. Es wäre nicht recht, wollte ich alles hier niederschrei­ben, was er mir wirklich gesagt hat, denn noch sind die Ereignisse nicht vollendet. Mein einziger Grund, warum ich diese Geschichte erzähle, ist der Umstand, dass sie ein wichtiger Faktor bei meinen eigenen weiteren Ent­schlüssen wurde.

Nachdem er gesagt hatte, dass jemand aus dem Osten kommen würde, setzte Scheich Abdullah mich in Erstaunen, in­dem er mir sagte, dass ich nicht nur von Gott auserwählt sei, ein unmittelbarer Helfer dieses ,Jemand' zu sein, sondern dass er nach England kommen und sogar in meinem Hause leben würde. Er fügte hinzu, wenn ich nach England zurückkäme, sollte ich einen Platz für ihn vorbereiten, und er versicherte mir, von nun an würde ich geführt und behütet sein in allem, was ich tue. Es ist schwer zu erklären, wieso ich eine so offenbar phan­tastische Geschichte ernst nahm, und warum ich nach meiner Rückkehr nach England anfing, ohne meine

Gründe dafür anzugeben, Coombe Springs darauf vor­zubereiten, einen außerordentlichen Gast zu empfangen."


*aus SUBUD, J.G. Bennett, Verl. Der Leuchter Reichl. (1958), S. 54-57

 
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